Rudi Raidt, der die Stocherkähne in Tübingen baut, hatte uns zum Richtfest für unseren neuen Stocherkahn in seine Zimmerei eingeladen. Hier lagen zwei Stocherkähne, ein riesiger für einen professionellen Anbieter und ein zweiter von eher „normaler“ Größe, der für uns bestimmt ist. Rudis Frau hatte Kuchen und Zwiebelkuchen gebacken und auch für Getränke war gesorgt. Hier seiner aufgeräumten und gut geheizten Werkstatt erzählte Rudi davon, wie er dazu gekommen ist, Stocherkähne zu bauen und erklärte Bauformen von Stocherkähnen, Nachen und Zillen sowie deren Historie. Dabei kam er darauf, dass noch vor etwa 100 Jahren, bevor es das Wehr in Hirschau gab, Stocherkähne als Fähre über den Neckar dienten. Es wurde deutlich, dass in jedem Detail seiner Kähne die Erfahrung von fast 20 Jahren Stocherkahnbau steckt. Das Material, aus dem die Kähne gebaut werden, kann zum Beispiel nicht einfach beim Holzhandel gekauft werden. Es bedurfte einiger Recherche und Aufwand eine Firma zu finden, der die für den Bau verwendeten Dreischichtplatten aus heimischen Lärchen herstellt. Auch zur Pflege des Kahns gab es wichtige Informationen. Vor allem soll der Kahn im Frühjahr zeitig ins Wasser gebracht werden, weil die Sonne dem Lärchenholz mehr schadet als das Wasser.

Bei informellen Gesprächen in gemütlicher Atmosphäre fand das Richtfest nach etwa zwei Stunden seinen Ausklang, um Platz zu machen für das Richtefest eines anderen Stocherkahns.

